Das Karpaltunnelsyndrom ist eine weit verbreitete Erkrankung der Hände. Es handelt sich um eine Einengung und Schädigung des Mittelhandnervs (Nervus medianus).

Karpaltunnel

Das Karpaltunnelsyndrom macht sich zunächst durch immer wieder auftretendes Kribbeln in den Fingern bemerkbar - betroffen sind der Daumen, der Zeige- und der Mittelfinger, vom Ringfinger nur die dem Daumen zugewandte Seite. Die Beschwerden sind meist zuerst beim Radfahren oder bei Zwangshaltungen zu beobachten. Im Verlauf kann dann anhaltendes Kribbeln entstehen. Insbesondere nachts kommt es gehäuft zu Schmerzen mit erheblich gestörter Nachtruhe.

Karpaltunnelsyndrome treten bei circa 15% der Bevölkerung auf. In Memmingen wären also statistisch über 6.000 Fälle zu erwarten. Der Erkrankungsgipfel liegt zwischen dem 40.– 60. Lebensjahr, wobei Frauen rund 3x stärker als Männer betroffen sind. Vielfach entwickeln sich Beschwerden an beiden Händen. Als Risikofaktoren gelten rheumatische Veränderungen des Handgelenks, schwere und/oder einseitige Handarbeit (beispielsweise ständiges Zupacken), Veränderungen durch Sehnenscheiden-Entzündungen, Knochenbrüche am Unterarm, hormonelle Schwankungen wie Schwangerschaft (circa 25%), Wechseljahre oder Schilddrüsenunterfunktion, Gewichtszunahme, Lymphknotenentfernung der Achselhöhle bei Brustoperationen, Anlage eines Dialyseshunts.

Bei Verdacht auf ein Karpaltunnelsyndrom überweist der Hausarzt den Patienten in der Regel zum Neurologen. Dort kann die Nervenleitgeschwindigkeit gemessen und festgestellt werden, ob diese im Karpaltunnel normal oder verlangsamt ist. Andere, wesentlich seltenere Ursachen wie zum Beispiel Erkrankungen der Halswirbelsäule, rheumatologische Auslöser oder auch Gefäßprobleme wie das Raynaud-Syndrom müssen abgegrenzt werden. Im Anfangsstadium oder bei leichteren Beschwerden erfolgt die Therapie konservativ. Am effektivsten hat sich das Anlegen einer stützenden Handgelenk-Schiene über Nacht erwiesen. Bei Versagen der konservativen Therapie, bei bleibenden Störungen der Sensibilität am Tag, bei ausgeprägter Verlangsamung der Nervenleitgeschwindigkeit oder Zeichen eines Absterbens von Nervenfasern, wird der Neurologe überwiegend zur Operation raten. Im Rahmen eines ambulanten Eingriffs, in Regionalanästhesie (Betäubung des Arms) oder wahlweise in Vollnarkose, wird der Karpaltunnel geöffnet und der Nerv von Druck entlastet. Das kann in offener Technik stattfinden, mit einem etwa 3-4 cm großen Hautschnitt auf der Handinnenfläche, aber auch in Schlüssellochtechnik durch einen kleinen, etwa 1 cm queren Hautschnitt im Bereich der Handgelenksbeugefalte. Schwere Arbeiten, insbesondere Beugebelastung, sollten danach für 3 Wochen vermieden werden.